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Selbstliebe

„Eigentlich habe ich für alle Anderen immer Verständnis, aber mit mir selber gehe ich oft sehr lieblos um…!“ 

 

Solche Bemerkungen höre ich immer wieder von Patienten. […] Können wir uns selbst als Mensch mit Fehlern und Schwächen anerkennen? Können wir anerkennen, dass jeder von uns sich auf einem Entwicklungsweg befindet?


Eine Nahtoderfahrung gewährte Anita Moorjani, deren schwere Krebserkrankung sie an den Rand des Todes führte, Einblicke in die tieferen Zusammenhänge unseres Seins. Auf ihre Heilung angesprochen, nennt sie „eines der bestgehüteten Geheimnisse unserer Zeit: Selbstliebe ist von ungeheurer Wichtigkeit. […] Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals dazu ermutigt worden zu sein, mir selbst Wertschätzung entgegenzubringen – ja, mir wäre nie auch nur der Gedanke dazu gekommen. So etwas wird im Allgemeinen als Egoismus ausgelegt. Aber meine Nahtoderfahrung liess mich erkennen, dass genau das der Schlüssel zu meiner Heilung war.“ Das bedeute auch, „dass ich mir selbst bewusst bin, wie wichtig es ist, meine Seele zu nähren, meine Bedürfnisse anzunehmen und mich nicht immer an die letzte Stelle zu setzen. Das erlaubt mir, mir allzeit treu zu bleiben und mich mit absolutem Respekt und mit Freundlichkeit und Güte zu behandeln. Auch kann ich auf diese Weise dasjenige, was sich als meine Unvollkommenheiten, Fehler und Irrtümer interpretieren liesse, urteilsfrei betrachten und darin die Gelegenheit sehen, mit bedingungsloser Liebe wahrzunehmen, zu erfahren und zu lernen.“


Die bedingungslose Selbstliebe habe ihr alle Ängste genommen. Darüber hinaus sei die Selbstliebe von enormer Wichtigkeit für die Welt. „Selbstsucht entsteht aus einem Mangel an Selbstliebe. […] Während meiner Nahtoderfahrung hatte ich das Empfinden, dass Verurteilung, Hass, Neid, Eifersucht und Angst von Menschen kommen, die ihre wahre Grösse nicht erkennen. […] Würden wir dazu ermuntert, unser wahres Wesen auszudrücken, dann wären wir meines Erachtens alle sehr liebvolle Wesen und würden unsere jeweilige Einzigartigkeit in die Welt einbringen. […] Wenn wir aufhörten, uns selbst zu verurteilen, hätten wir automatisch immer weniger das Bedürfnis, andere zu verurteilen. […] Das Universum ist in unserem Inneren enthalten, und was wir im Aussen erleben, ist nur eine Widerspiegelung dessen.“

 

Die Selbstliebe eröffnet uns das Tor zur Selbstwahrnehmung, zur Selbstannahme und Selbsterkenntnis. Diese wiederum sind die Voraussetzungen dafür, dass wir uns dazu entscheiden können, wer wir aus der Mitte unseres Herzens heraus sein wollen. Ohne die Selbstliebe fallen die Selbstwahrnehmung und die Selbsterkenntnis sehr schwer. Und ohne die Selbstliebe wird die Umsetzung der Erkenntnis, die Umsetzung der Entscheidung, wer wir sein wollen, immer wieder zu einer Selbstüberforderung und damit scheitern wir. Die Selbstliebe verurteilt uns nicht, sie gibt uns die Zeit, die wir benötigen, um gesunde Entwicklung zu ermöglichen.

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

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