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In uns selbst zu Hause sein

Wenn wir uns selbst aus den Augen verlieren, wenn wir nur noch funktionieren, dann kann sich sehr leicht etwas Ungesundes breitmachen. In unserem Fall ist mit dem Funktionieren gemeint, dass wir ohne Freude, Begeisterung und Sinnhaftigkeit in den Tätigkeiten quasi untergehen. Dass wir keine Luft mehr bekommen, dass wir aufhören, uns selbst zu spüren, weil wir ja, wie wir uns einreden, funktionieren müssen. Wenn wir nur noch funktionieren oder uns mit allem Möglichen ablenken, könnte es sein, dass wir immer seltener das Erleben eines Lichtblitzes, einer Idee, eines guten Einfalls haben. Dann haben wir, bildhaft gesagt, keine Antennen mehr auf Empfang gestellt und sind nicht mehr offen, um die das Leben entwickelnden Einfälle zu erhalten. Wir haben dann keine Fragen mehr, mit denen wir „schwanger“ gehen. Wenn wir nur noch funktionieren, dann könnte es sein, dass die Glücksmomente in unserem Leben immer seltener werden. Wenn wir nur funktionieren, dann sind wir wie eine Maschine, die nicht fühlen kann. Und wenn wir uns nicht mehr spüren, können wir dann überhaupt noch Verantwortung für uns selbst übernehmen? Ich glaube, dann haben wir uns selbst ein Stück weit aufgegeben und sind nicht mehr in uns selbst zu Hause. Wenn ein Hausherr über lange Zeit sein Haus unbewohnt stehen lässt, dann verfällt es. […]


Was sind die Augenblicke oder Zeiten, in denen wir in uns zu Hause und in Liebe und Dankbarkeit mit der Welt verbunden sind? Was begeistert uns? Was geht uns im positiven Sinne „unter die Haut“? Was lässt eine Art kindliche Leichtigkeit in uns aufleben, die Lust und Freude am Dasein, welche oft die Kindheit prägt? Können wir diese liebevolle, freudige Verbindung mit dem Leben immer wieder neu aufbauen, so wird sich die Kraft, die wir in uns spüren, immer weiter ausbreiten.
Werden Sie sich der Vorstellungen und Bilder, die Sie in sich tragen, bewusst. Überprüfen Sie diese Vorstellungen, Bilder und inneren Überzeugungen auf ihren Wirklichkeitsgehalt und ihre Auswirkungen auf Ihr Leben. Zukunftsbilder, Visionen, die mit Zuversicht, Hoffnung und Vertrauen einhergehen und mit dem Mut verbunden sind, die entsprechenden ersten kleinen machbaren Schritte auf dem Weg zu vollziehen, werden uns immer wieder neue Kraft geben können.
Wenn wir uns immer wieder dabei ertappen, dass wir eigentlich entgegen unserer inneren Überzeugungen handeln, sollten wir klären, was uns zu diesem Handeln treibt. Ohne diese Klärung werden wir in den gewohnten Verhaltensmustern verweilen.


[…] Sind wir aufgeschlossen für die Wirklichkeit des Lebens und sind wir bereit, festgefahrene Gedankenmuster, den Gedankentrott loszulassen, dann eröffnen sich plötzlich ganz andere Wahrnehmungsfelder in unserem Leben.


[…] Und irgendwann erkenne ich dann vielleicht an: Ich darf mir selbst treu sein, das heisst ich darf meine Bedürfnisse und Gefühle anerkennen, ich darf zu mir stehen. Ich darf Ja zu mir sagen. Einmal brachte es eine Teilnehmerin mit folgender Erkenntnis auf den Punkt:

 

„Wenn das Ja zu einem anderen ein Nein zu mir selbst bedeutet, dann ist es auf die Dauer gesehen ungesund!“


[…] Novalis spricht im Zusammenhang mit den schöpferischen Kräften (die ich für die Heilkräfte halte), dass es um die innere Treue geht, um die Wahrheit sich selbst gegenüber. Er spricht von dem Handeln entsprechend der inneren Überzeugung. Wir sollen versuchen, nicht entgegen unserer inneren Überzeugung zu handeln.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

 

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