Begin typing your search above and press return to search. Press Esc to cancel.

Der eigenverantwortliche Patient

Blicken wir auf das Gesundheitswesen, können wir freudig erleben, dass immer häufiger der mündige Patient, der autonome Patient in Erscheinung tritt, der Transparenz und Durchlichtung des Therapiekonzeptes sucht. Er gilt vielen als unbequem und passt mit seiner Forderung nach einem individuellen Therapiekonzept häufig nicht in das System, da er die getakteten Abläufe blockiert. Ich habe den Eindruck, als würden immer häufiger Organisationsabläufe installiert, die die Beteiligten in eine „funktionalisierte“ Beziehung pressen, aber kaum Begegnung erlauben. Folgen die Verwaltungsprozesse dem naturwissenschaftlich-materialistischen Paradigma der industrialisierten Medizin, wird der Patient zum Wirtschaftsfaktor degradiert. Je kränker wir ihn „codifizieren“, desto mehr kann abgerechnet werden. Die grosse Frage in diesem System ist, ob Therapie oder heilende Entwicklungsprozesse darin noch Raum finden können. Völlig unabhängig vom jeweils bevorzugten System gibt es die Realität, dass sowohl der Patient wie auch der Mitarbeiter im Gesundheitssystem ein Mensch ist und bleibt, mit seiner Würde, die unantastbar ist und sich nicht damit vereinbaren lässt, dass er zum Objekt degradiert wird. […]

 

Der Patient mit seiner Kompetenz will Respekt und Achtung erfahren. Er will die Wertschätzung derjenigen Therapien, die ihm eine nachhaltige Lebens- und Gesundungshilfe sind und nicht nur kurzfristige Symptombeseitiger. […]

 

Viele Menschen erleben: „So wie es jetzt ist, das kann es nicht sein, das kann auf Dauer nicht zum Guten führen.“ Die Umstände, die Bedingungen sind nicht diejenigen, die individuelles Wachstum, innere Reifung und Entwicklung besonders fördern. Doch gerade den individuellen Entwicklungsimpuls trägt jeder Mensch als Wunsch im tiefsten Inneren seiner Seele.

 

 

Josef Ulrich: Selbstheilungskräfte. Quellen der Gesundheit und Lebensqualität. aethera, 3. Auflage, 2017

Einen Kommentar hinterlassen

Schreiben Sie hier Ihren Kommentar