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Nierenschäden

Nieren filtern die nicht verwendbaren Stoffe aus dem Organismus und scheiden sie zusammen mit überflüssigem Wasser als Harn aus. Zudem regulieren sie den Elektrolyt- und Wasserhaushalt des Körpers, sind an der Produktion von Vitaminen und Hormonen beteiligt und beeinflussen unter anderem den Knochenstoffwechsel und die Regulierung des Blutdrucks. Auch neue Antidepressiva und atypische Neuroleptika haben eine Vielzahl von Nierenschäden zur Folge, die gefährliche Ausmasse annehmen können.

 

Schwierigkeiten beim Wasserlassen, eine bei neuen Antidepressiva und atypischen Neuroleptika häufig auftretende Störung, kann bei voller Ausbildung der Unfähigkeit zur Blasenentleerung zum Harnverhalt, darüber zu Nierenstau und ohne sofortige Behandlung zur chronischen Schädigung der Niere und deren kompletten Versagen führen. Frühwarnzeichen eines Nierenstaus sind anhaltende Blasenentleerungsstörungen. Ein Nierenversagen kann auch Folge einer Rhabdomyolyse sein, das heisst, einer Degeneration von Muskelzellen in relativ grosse, klobige Proteine, die in den Nierenkanälchen stecken bleiben. […] Wichtiges Anzeichen einer Rhabdomyolyse ist eine rotbraune Verfärbung des Urins, bedingt durch eine erhöhte Ausscheidung des roten Muskelfarbstoffes. Im Vorfeld können als Folge der Muskelschädigung unter anderem Schmerzen, Krämpfe und Verspannungen der Muskulatur auftreten.

 

Übermässige oder schmerzhafte Urinausscheidung, Blasenschwäche, häufiger Harndrang, mehrmaliges Wasserlassen in kleinen Mengen – ebenfalls mögliche Folgen von Antidepressiva und atypischen Neuroleptika – können Symptome sich entwickelnder Nierenerkrankungen bis hin zum Nierenversagen oder einer Zuckerkrankheit sein. Warnzeichen für diese chronischen Störungen kann ein anhaltender Harndrang über mehrere Tage oder Wochen in einer starken Intensität oder die Ausscheidung von mindestens 2 Litern Urin innerhalb eines Tages sein, ebenso extreme Müdigkeit, Schmerzen während des Wasserlassens oder Beschwerden im Unterleib auf Höhe der Nieren.

 

Eine interstitielle Nephritis, das heisst eine entzündliche Erkrankung der Nierenkanälchen und des angrenzenden Zwischenraums, wie sie durch atypische Neuroleptika ausgelöst werden kann, führt im schlimmsten Fall ebenfalls zum Nierenversagen. Diese Krankheit entwickelt sich schleichend. […] Erst wenn mehr als 50 Prozent des Nierengewebes zerstört ist, wird der Funktionsverlust der Nieren mit den üblichen Untersuchungsmethoden erkennbar. Schmerzen im Nierenbereich gelten als Warnzeichen, ebenso verfärbter, getrübter und geschäumter Urin, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Bluthochdruck, Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe wie angeschwollene Hände, Füsse, Augenlider oder andere Gesichtspartien.

 

Ein weiteres Risiko unter neuen Antidepressiva und atypischen Neuroleptika ist das Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH). Hierunter versteht man die abnorm hohe Ausschüttung des Antidiuretischen Hormons (ADH), die zu einer geringen Flüssigkeitsausscheidung über die Niere führt und demzufolge zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Persönlichkeitsveränderungen (erhöhte Reizbarkeit oder Lethargie), Verwirrtheit bis hin zum Delir und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma. Als Frühwarnzeichen eines SIADH gelten Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Übelkeit Erbrechen und Hautschwellungen.

 

Hyponatriämie ist eine weitere mögliche „Neben“- Wirkung der neuen Antidepressiva und atypischen Neuroleptika. Darunter versteht man eine verminderte Konzentration von Natriumionen im Blut. Im Körper, und vor allem ausserhalb der Zellen, kommt Natrium als positiv geladenes Teilchen vor und trägt zum Aufbau der elektrischen Spannung an den Zellmembranen bei. Daher ist Natrium für die Weiterleitung von Nervenimpulsen, für den Herzrhythmus und die Tätigkeit der Muskeln wichtig. Schwankt die Natrium-Konzentration auch nur gering, wird die Übertragung von Nervenimpulsen gestört, und insbesondere bei zu niedrigen Werten können vielfältige Störungen auftreten. Auch für die Wasserverteilung im Körper spielt Natrium eine wichtige Rolle. […] Gemeint ist das physiologische System der Aufnahme und Abgabe von Wasser und die damit verbundene Regulierung der Konzentration von Elektrolyten, das heisst positiv und negativ geladener Teilchen. Dadurch wird im Körper die Flüssigkeitsverteilung bestimmt, eine unverzichtbare Grundlage aller Lebensvorgänge, wichtig auch für die Befeuchtung der Gelenke und der Augen, für die Verdauung und Ausscheidung von Abbauprodukten und organschädigenden Substanzen ebenso für das notwendige Gleichgewicht von Mineralien. In ihrer Fachinformation zu Sertralin beschreibt die Sandoz Pharmaceuticals AG die Konsequenzen, die eine Hyponatriämie nach sich ziehen können: „Hyponatriämie kann als Folge der Behandlung mit SSRIs (einschliesslich Sertralin) oder SNRIs auftreten. (…) Bei Patienten mit einer symptomatischen Hyponatriämie sollten ein Absetzen von Sertralin in Betracht gezogen und angemessene medizinische Massnahmen getroffen werden. Symptome einer Hyponatriämie sind Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit und Schwächegefühl, welches zu Stürzen führen kann. In schweren und / oder akuten Fällen können auch Halluzinationen, Synkopen, Krampfanfälle, Koma, Atemstillstand und Tod auftreten.“ (2015c)

 

[…] Bei älteren Patienten kann bereits eine milde Hyponatriämie fatale Folgen haben. Mediziner nennen noch weitere Symptome, die rückblickend am Beginn einer sich entwickelnden Hyponatriämie standen, beispielsweise Lethargie, depressive Verstimmung und vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen bedingt durch Gangstörungen und Aufmerksamkeitsdefizite.

 

Aus dem Buch: „Neue Antidepressiva, atypische Neuroleptika“ Risiken, Placebo-Effekte, Niedrigdosierungen und Alternativen, Peter Lehmann, Volkmar Aderhold, Marc Rufer, Josef Zehentbauer, 2017, P.Lehmann Publishing

 

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