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Das Herz: ein wichtiges Organ für die Psyche.

Wir kennen alle den Stich im Herzen, dann, wenn uns etwas trifft. Das Rasen des Herzens, wenn wir Angst empfinden. Auch das Hüpfen des Herzens, wenn wir uns freuen. Die meisten haben sicher auch schon die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, wenn das Herz bricht. Ein anderer Mensch kann einem aus dem Herzen sprechen oder sein Herz auf der Zunge tragen. In all diesen Wortwendungen wird deutlich, wie wichtig das Herz ist.

 

Dass Darm und Herz eigene Netzwerke von zigtausend Neuronen besitzen, und sie so etwas wie „kleine Gehirne“ im Körper sind, war mir bis anhin ehrlicherweise nicht bekannt. Und, dass diese lokalen Gehirne selber Dinge wahrnehmen, und ihre Wirkungsweise in Abhängigkeit davon verändern können und sich entsprechend ihrer Erfahrungen sogar umformen, war mir auch nicht bewusst. (vgl. Servan-Schreiber, 2006: 52) Und es geht sogar noch weiter: 

 

„[…] das Herz verfügt nicht nur über ein eigenes, halbautonomes Nervensystem, sondern ist auch eine kleine Hormonfabrik. Es sondert Adrenalin ab, das es freisetzt, wenn es seine Kapazitäten voll ausschöpfen muss. Zudem schüttet es das Hormon Noradrenalin aus, das den Blutdruck reguliert, und kontrolliert dessen Freisetzung. Und es sondert sein eigenes Oxytocin ab, das Liebeshormon. Dieses wird ins Blut freigesetzt, beispielsweise wenn eine Mutter ihr Kind stillt, wenn ein Paar sich umwirbt oder auch bei einem Orgasmus. Alle diese Hormone wirken unmittelbar auf das Gehirn ein. Zu guter Letzt lässt das Herz den gesamten Organismus an den Veränderungen in seinem ausgedehnten elektromagnetischen Feld teilhaben, das man noch in einigen Metern Entfernung vom Körper nachweisen kann, dessen Bedeutung man jedoch noch nicht kennt. Man sieht also, die Bedeutung des Herzens für die Sprache der Gefühle ist nicht nur eine Metapher. Das Herz nimmt Dinge wahr und fühlt. Und wenn es spricht, beeinflusst es die Physiologie unseres gesamten Körpers angefangen beim Gehirn. […]Die engste Bindung zwischen Herz und emotionalem Hirn ist diejenige, die vom so genannten peripheren autonomen (vegetativen) Bereich des Nervensystems hergestellt wird, der das Funktionieren all unserer Organe reguliert und sich sowohl unserem Willen als auch unserem Bewusstsein entzieht. […] Das Herz nimmt jedoch den Einfluss des zentralen Nervensystems nicht nur hin, sondern schickt auch Nervenfasern zur Schädelbasis zurück, die die Aktivität des Gehirns kontrollieren. Ausser über die Hormone, den Blutdruck und das Magnetfeld unseres Körpers kann das „kleine Gehirn“ des Herzens daher auch über direkte Nervenverbindungen auf das emotionale Gehirn einwirken. Und wenn das Herz aus den Fugen gerät, reisst es das emotionale Gehirn mit.“ (Servan-Schreiber, 2006: 52 – 56)

 

Der Umkehrschluss, der aus diesem Wissen hervor geht ist, dass, wenn ich auf mein Herz höre im wahrsten körperlichen Sinn – dies auch einen Einfluss auf mein psychisches Befinden hat. Oft konzentrieren wir uns aber genau dann, wenn es wichtig wäre mit unserer Aufmerksamkeit beim Herzen zu bleiben auf „den Kopf“. Helfen, mit der Aufmerksamkeit beim Herzen zu bleiben, können folgende drei Schritte:

 

1. Schritt: die Aufmerksamkeit nach Innen lenken. Am besten gelingt dies, indem man als erstes zweimal langsam und tief einatmet.


2. Schritt: die Aufmerksamkeit gezielt auf die Herzgegend richten.


3. Schritt: sich mit dem Empfinden von Wärme und Ausdehnung im Herzbereich vertraut machen. Dem eigenen Herzen mit Wärme, Zuneigung, Verständnis und Dankbarkeit begegnen.

(vgl. Servan-Schreiber, 2006: 71)

 

Wer mehr über diese sogenannte „Herzkohärenz“ erfahren möchte, findet im Internet viele Beiträge dazu. Zum Abschluss hier noch die Schilderung eines Wechselspiels:

 

„Wie Forscher des HeartMath Institute in einer im American of Cardiology veröffentlichen Studie zeigten, genügt schon die Erinnerung an ein angenehmes Gefühl oder auch nur eine gedachte Szene, um sehr schnell einen Übergang von einem chaotischen Herzschlag zur Kohärenz auszulösen. Dies wirkt sich rasch auf das emotionale Gehirn aus, dem diese Stabilität signalisiert, dass physiologisch alles in Ordnung ist. Das emotionale Gehirn wiederum reagiert auf diese Botschaft, indem es die Kohärenz des Herzschlags verstärkt.“ (Servan-Schreiber, 2006: 73)

 

Brigitte Zürcher

 

Zitate aus: David Servan-Schreiber, Die Neue Medizin der Emotionen, Goldmann, 2006

 

 

 

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