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Wie wirkt Bewegung auf die Psyche?

„Wir gehören nicht zu denen, die erst zwischen Büchern auf den Anstoss von Büchern zu Gedanken kommen – unsre Gewohnheit ist, im Freien zu denken, gehend, springend, steigend, tanzend, am liebsten auf einsamen Bergen oder dicht am Meer, da wo selbst die Wege nachdenklich werden.“

F. Nietzsche

 

Ich selber bin keine Sportskanone, Joggen tue ich nur Phasenweise, aber, die gute Nachricht ist, man muss gar keine Sportskanone sein um eine positive Wirkung zu spüren:

 

„Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass man gar nicht viel tun muss. Entscheidend ist die Regelmässigkeit. Verschiedenen Studien zu Folge liegt die Untergrenze für eine positive Wirkung von Bewegung auf das emotionale Gehirn bei dreimal zwanzig Minuten pro Woche. Die Dauer spielt offensichtlich eine Rolle, nicht hingegen die Strecke, auch nicht das Tempo. […]

 

Eine weitere, ebenfalls an der Duke-Universität durchgeführte Studie hat gezeigt, dass man weder jung noch gesund sein muss, um vom Ausdauertraining zu profitieren. Walking dreimal in der Woche, ohne zu laufen, hatte bei Patienten zwischen fünfzig und siebenundsechzig, die an einer Depression litten, nach vier Monaten dieselbe Wirkung wie die Einnahme eines Antidepressivums. Der einzige Unterschied zwischen Training und Medikament lag darin, dass das Medikament die Symptome rascher beseitigte, allerdings nicht so nachhaltig. Regelmässiges körperliches Training erlaubt nicht nur, eine depressive Episode zu überwinden, viel spricht dafür, dass es einer Depression auch vorbeugt.“ (Servan-Schreiber, 2006: 188,193)

 

Weitere Gründe warum Joggen oder Bewegung an und für sich hilfreich ist zur Bewältigung von psychischen Problemen (vgl. Statt Psychiatrie 2, Ulrich Bartmann: Laufend aus der Krise):

 

  • sich die Anforderungen ganz individuell variieren lassen
  • diese Massnahme allein oder mit Bekannten durchgeführt werden kann, je nach persönlichen Vorlieben
  • Sie keinem Verein beitreten oder irgendeine Sportstätte mieten müssen
  • ausser dem Anschaffen guter Laufschuhe (lassen Sie sich beraten), Sie keine besonderen Kosten haben
  • Sie zu Zeiten laufen können, die Ihnen passen – und sei es nachts
  • Sie letztlich überall laufen können
  • und zudem kaum mit Nebenwirkungen rechnen müssen

 

 

Aber, auf welche Weise entfaltet die Bewegung ihre Wirkung auf die Psyche?

 

„Zuerst einmal ist da der Effekt der Endorphine. Diese Botenstoffe werden vom Gehirn ausgeschüttet, sie ähneln stark dem Opium und seinen Abkömmlingen wie Morphium und Heroin. Das emotionale Gehirn enthält viele Endorphinrezeptoren, deshalb ist es so empfänglich für Opium, das auf der Stelle ein allgemeines Gefühl von Wohlbefinden und Zufriedenheit vermittelt. Opium ist das stärkste Mittel gegen Trennungsschmerz und Trauer. […]

 

Doch wenn man Opiumderivate zu häufig nimmt, setzt ein „Gewöhnungseffekt“ ein; die Rezeptoren im Gehirn stumpfen gewissermassen ab. Um dieselbe Wirkung zu erzielen, muss bei jeder Einnahme die Dosis erhöht werden. Da die Rezeptoren immer weniger empfänglich sind, verlieren die kleinen Freuden des Alltags ihre Bedeutung […] Genau das Umgekehrte passiert, wenn infolge körperlicher Anstrengung Endorphine ausgeschüttet werden. Der natürliche Mechanismus, Freude zu empfinden, wird sanft stimuliert, und die Rezeptoren scheinen dabei zunehmend empfänglicher zu werden.

 

Menschen die regelmässig Sport treiben, können die kleinen Freuden des Lebens offenbar mehr geniessen. […] Es scheint, als falle es ihnen leichter, zufrieden zu sein. Menschen, die regelmässig Sport treiben, zeigen einen variablen Herzrhythmus und mehr Kohärenz als jene, die hauptsächlich sitzen“. (Servan-Schreiber, 2006: 190,191) 

 

Brigitte Zürcher

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